Ein mobiles „Obdach für die Seele“

Tiny-Church macht sich auf den Weg zu den Menschen

Sie sind minimalistisch, nachhaltig, autonom und mobil: Häuser im Miniformat. Vom Trend des „Tiny House“ ließ sich auch das Kolping Schulwerk inspirieren: Mit einer Tiny-Church soll „Kirche“ in die Lebenswirklichkeit der Menschen, vor allem der Kinder und Jugendlichen, kommen. Die Idee der „Geh-hin-Kirche“ kam auch beim Erzbistum Paderborn gut an. Das Schulwerk erhielt eine Förderung von 75 Prozent durch den Erzbischöflichen Stuhl zu Paderborn - Stiftung Bischof Imad. Das 8,10 Meter lange, 2,50 Meter breite und 3,75 Meter hohe Gotteshaus auf Rädern hebt sich mit seinem Ansatz von bekannten Konzepten ab.

Seitdem die Tiny-Church im März vom Dachdecker zurückgekehrt war, stand in der Werkstatt von In Via St. Lioba in Paderborn nur noch der letzte Feinschliff an. Seitdem die Tiny-Church im März vom Dachdecker zurückgekehrt war, stand in der Werkstatt von In Via St. Lioba in Paderborn nur noch der letzte Feinschliff an. Foto: Jana Sudhoff Die Tiny-Church soll in mehrfacher Hinsicht ein mobiler Ankerpunkt für pastorale Begegnungen und Projekte werden – und dabei nicht nur temporär zum Einsatz kommen. Ihren festen Standort wird die Tiny-Church auf dem Kolping Gutshof in Großeneder haben. Profitieren wird dort die pädagogische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen von der mobilen Kirche: als Ort für feste Rituale wie Morgenimpuls, Tagesmotivation und Tagesabschluss sowie als Rückzugsort für die Teilnehmenden der „Start-off“-Maßnahme. Als „Hofkapelle“ steht sie zudem Besuchergruppen offen – für Gottesdienste, als Ort der Stille und Einkehr oder als niedrigschwelliger Zugang zum Gebet. Anders als andere Tiny-Church-Konzepte habe Kolpings „Geh-hin-Kirche“ dadurch eine 100-prozentige Nutzung, erklärt Diözesanpräses Sebastian Schulz.

Mobiler Ankerpunkt für unterschiedliche pastorale Projekte

Zugleich ist die Tiny-Church ausleihbar. Da sie mobil ist, sind viele Einsatzmöglichkeiten außerhalb des Gutshofs denkbar. Bei Projektwochen können Schulen dort schulpastorale Projekte „andocken“, auch andere Einrichtungen des Kolping-Bildungswerkes und auch das Kolpingwerk können sie für Projekte nutzen. Das Ehrenamt kann Nutznießer der „Geh-hin-Kirche“ werden: im Rahmen von Jubiläen von Kolpingsfamilien und Bezirksverbänden und nachhaltigen Projekten des Kolpingwerkes oder der Kolpingjugend. Auch die Öffentlichkeit ist zu pastoralen Begegnungen eingeladen. Beispielsweise könnte Kirche bei Volksfesten „mittendrin“ präsent sein, um mit den Menschen niedrigschwellig ins (seelsorgliche) Gespräch zu kommen. Nicht zuletzt bietet sich das mobile „Obdach für die Seele“ für alle innovativen Projekte und Aktionen von Pastoralen Räumen im Erzbistum Paderborn an.

„Mit ihrem mobilen Einsatz soll für Menschen, vor allem für Kinder und Jugendliche, spürbar und erfahrbar werden, dass ,die Kirche‘ als Ort der Stille und der Gottesbegegnung zu ihnen und in ihre Lebenswirklichkeit kommt“, betont Schulwerk-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach.

Ins Auge fällt das raumprägende Herzstück der Tiny-Church: das Fenster in der Apsis. Die mobile Kirche ist sehr schlicht ausgestattet – ganz im Sinne des Tiny-House-Gedankens. Es ist ein Raum entstanden, der zum Gebet, zur Stille und zur friedvollen Einkehr einlädt – mit der Ausrichtung auf eine Friedenskirche. „Die Friedenskapelle gewinnt leider zunehmend Woche um Woche an Aktualität und Notwendigkeit“, unterstreicht Diözesan-Geschäftsführer Wolfgang Gelhard. Die Friedenssuchenden können über einen Bildschirm virtuell Kerzen für ihre Anliegen entzünden. Zudem wird durch LED-Farbbeleuchtung und eingespielte Musik eine stimmungsvolle Atmosphäre geschaffen. Ein Ort, an dem die Menschen in der Gestaltung und Einrichtung ihre Bedürfnisse widergespiegelt finden.