„Unfassbar viele Ideen“

Schüler*innen machen TGB bei Instagram populär

„Ist das instabel, was wir machen, Frau Jochheim?“ Am Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg Warburg-Rimbeck (TGB) hat es die Schüler*innen von Lehrerin Eva-Maria Jochheim gepackt: Bei allem, was sie machen, denken sie „Insta“ – sprich an die Öffentlichkeitsarbeit für das TGB-Instagram-Profil und daran, was sich dort medienwirksam (instabel) posten lässt. Was im Januar 2022 spontan in Jochheims Vertiefungskurs im Erzieherbildungsgang entstand, hat sich zu einer Win-win-Situation für Schüler*innen und Lehrkraft entwickelt. Gemeinsam zeigen sie, was für eine tolle Schule das Rimbecker Berufskolleg ist. „Es ist ein extrem intensiver Austausch der Schüler*innen untereinander und mit mir und ganz viel Arbeiten auf Augenhöhe. Es macht unglaublich viel Spaß“, schwärmt Initiatorin Eva-Maria Jochheim von dem Format, die Schüler*innen selbst einen Instagram-Account bespielen zu lassen.

„Projekt reloading“: Für Instagram fangen die Schüler*innen Impressionen vom Kunstprojekt ein. Sie haben einen Blick dafür, was ihre Generation auf Social Media gerne sehen möchte. Daher stehen sie am TGB hinter der Kamera. „Projekt reloading“: Für Instagram fangen die Schüler*innen Impressionen vom Kunstprojekt ein. Sie haben einen Blick dafür, was ihre Generation auf Social Media gerne sehen möchte. Daher stehen sie am TGB hinter der Kamera. „Wie können wir zeigen, was an unserer Schule alles passiert und Leute auf uns aufmerksam machen?“, fragte sie ihre Oberkursschüler*innen nach einem weniger gut besuchten Tag der offenen Tür. „Wir müssen das auf Insta populärer machen“, hatte ihr Kurs die Lösung parat. Und stürzte sich beim anstehenden Zirkusprojekt direkt in die Testphase mit selbstgedrehten Videos. In ihrer Freizeit brachten Schüler*innen das Insta-Profil ans Laufen. Auch nachdem sich die Erzieher*innen ins Berufspraktikum verabschiedet hatten, fand die Schule einen Weg, an das vielversprechende Modell anzuknüpfen. In den Stundenplan passte es unter das Lernfeld 6. Das „Insta-Projekt“ ist jetzt unter dem Schwerpunkt „Öffentlichkeitsarbeit“ in Jochheims neuem Erzieher-Unterkurs angedockt.

Schule lernt von den Lernenden

Ihr Input für die Schüler*innen sind die Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit: Was ist Corporate Identity? Was Corporate Design? Wofür braucht man Sponsoren? Wofür ist Fundraising? Welche rechtlichen Grundlagen wie Recht am eigenen Bild, Urheberrecht oder Kunsturheberrecht muss ich berücksichtigen? Das soll der Kurs nicht nur für das „Insta-Projekt“ lernen, sondern das neue Wissen soll auch den späteren Arbeitgebern zugutekommen. „Grundkenntnisse, die man braucht, um in einer Einrichtung Öffentlichkeitsarbeit zu machen, hatten die Schüler*innen bisher nicht“, sagt Eva-Maria Jochheim, die ihrerseits viele Wissenslücken zu füllen hatte.

„Ich hatte bis dato noch nicht einmal einen eigenen Insta-Account. Ich habe überhaupt keine Ahnung davon gehabt“, berichtet die Pädagogin. „Dann habe ich von meinem Vertiefungskurs einen Einstieg bekommen und lerne mit Insta umzugehen.“ Die Schüler*innen kennen sich damit aus, wie man über Videos Emotionen zeigt, wie ein Boomerang funktioniert, wie man repostet. „Sie sind Expert*innen für alles, was das Technische und den Geschmack der Follower*innen betrifft. Eigentlich können wir nur von den Schüler*innen lernen und nicht umgekehrt. Darum machen sie bei uns Social Media“, erklärt die Berufsschullehrerin, mit der alle Posts vor Veröffentlichung abgesprochen und koordiniert werden.

Gefühle und Menschen im Fokus

In verschiedenen Gruppen kümmern sich die Lernenden unter anderem um das Design, die Evaluation der Social-Media-Aktivitäten oder die Vorstellung der Lehrer*innen und der Räumlichkeiten. Die zentrale Fragestellung: Was interessiert potenzielle Schüler*innen da draußen?  Zum Beispiel: Wie sieht ein Unterrichtstag aus? Was läuft hier an Projekten? Mit welchen Persönlichkeiten hätte ich es zu tun? „Insta transportiert Gefühle und zeigt Menschen, eine Website Informationen.“ Eva-Maria Jochheim hat gelernt, dass es für Insta ganz anderer Inhalte bedarf. Ein Speed-Dating mit den Lehrer*innen ist eine Idee, damit „die da draußen“ ein Gefühl dafür bekommen, welche Persönlichkeiten am TGB arbeiten. „Wir würde Ihre Frau Sie mit zwei Worten beschreiben“, ist eine denkbare Speed-Dating-Frage. Auch das Kunstprojekt von Eva-Maria Jochheim wird bei Insta begleitet. Wie angefixt ihre Schüler*innen sind, sieht man daran, dass die Unterkurse selbst Vorschläge aus anderen Unterrichtsfächern unterbreiten. Oder sich die ehemaligen Oberkursler*innen extra aus ihren Berufspraktika mit neuem Input melden. „Die Schüler*innen haben unfassbar viele Ideen.“ So sollen mindestens drei Insta-Beiträge pro Woche zusammenkommen.

Viele Vorteile am TGB sorgen fürs Gelingen

Dabei hat Eva-Maria Jochheim viel Vertrauen zu ihren Schüler*innen. „Sie sind sehr darauf erpicht, dass die Posts seriös sind. Sie wollen der Schule auf gar keinen Fall schaden. Sie identifizieren sich alle sehr stark mit dem TGB“, lobt die Lehrerin. Dass das Social-Media-Modell so gut funktioniert, liege vor allem an dieser starken Verbindung. „Es steht und fällt damit, ob man es gerne für die Schule macht“, sagt sie über die Erfolgsaussichten dieses Formats. Zudem funktioniere es am TGB, weil es die Altersstruktur der Schülerklientel hergibt und das Thema Datenschutz zu den Unterrichtsinhalten gehört. Neuerdings bindet Jochheim auch die Heilerziehungspfleger*innen ein, die mit einer Insta-Kampagne die Vielseitigkeit ihres Berufs herausstellen sollen. Das TGB ist eine große Fundgrube: „Es gibt so viele schöne Sachen, die in dieser Schule entstehen – in Musik, in Sport, in Kunst… In dieser Schule ist so viel Leben“, ist sich Jochheim sicher, dass die Quellen für Insta lange nicht versiegen.