„Glück und Schule gehören zusammen.“ Davon ist „Action for Happiness Deutschland“ überzeugt. 2018 im deutschsprachigen Raum als Teil einer weltweiten sozialen Bewegung gegründet engagiert sich die gemeinnützige Organisation für Glück und Wohlbefinden. Mit ihren Aktionen möchten die ehrenamtlichen Akteur*innen Menschen unterstützen, für ihr Glück und das anderer aktiv zu werden. „Wie können Schulen glücklichere Orte für Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern werden?“ Damit beschäftigt sich die Untergruppe „Glück und Schule“. Was kann man unternehmen, um Glück in Schulen zu integrieren? Welche Ideen existieren schon? Anregungen bieten Interviews mit Fachleuten und Praktiker*innen sowie eine wachsende Linksammlung zu bekannten Initiativen.
„Flop-Top“ – wenn der Ausruf im Unterricht fällt, wissen die Schüler*innen, die im „Schulfach Glückskompetenz“ nach dem Curriculum von Carina Mathes unterrichtet werden, was passiert ist. Dann wurde im Klassenraum gejammert oder ein Vorwurf geäußert. Das Code-Wort ist der Appell an den*die Betroffene*n, den Problemsatz in einen Wunsch umzuformulieren. „Perspektivenwechsel“ lautet das Thema des Unterrichtsbausteins. Davon gibt es 16 in dem zweibändigen Leitfaden für den Glücksunterricht, den Carina Mathes für den Unterricht an Grundschulen konzipiert hat. Er dient den Lehrkräften als Handreichung, Methoden- und Materialtool, um Basiswissen im Bereich der Glückskompetenz spielerisch-kreativ zu vermitteln. Die Ideenschmiede bietet viele Möglichkeiten, wie man Glücksgewohnheiten auch im Kleinen einbauen kann – nicht nur in der Grundschule.
Eva Jambor und Ingrid Teufel haben ein gemeinsames Ziel, ihr großes „Everest-Ziel“: Die beiden Bildungsinnovatorinnen möchten mit ihrem Projekt „PERMA.teach“ die Positive Psychologie „elegant, geschmeidig und unterschwellig“ in die Schulen einfließen lassen. Dafür bedürfe es nichts Großartiges, sondern kleiner Rituale und Gewohnheiten, die man einfach einbetten kann – um das Aufblühen und Wohlbefinden zu fördern, die psychosoziale Gesundheit zu stärken und Lernleistungen zu steigern.
„Glück als Schulfach“ ist derzeit in vieler Munde. „Bevor Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler beibringen können, wie man glücklich ist, wäre es gut, wenn sie selber glücklich wären“, sagt Diplom-Psychologe Tobias Rahm von der Technischen Universität Braunschweig in einem Interview mit „Action for Happiness“. Er hat daher ein Glückstraining für Lehrkräfte entwickelt. Die Haupterkenntnis für seine Teilnehmenden: Man hat mehr Einfluss auf sein subjektives Wohlbefinden, als normalerweise bewusst ist. Wie man eine Aufwärtsspirale in Gang setzen kann, beschreibt er in seiner wissenschaftlichen Veröffentlichung „Lehrkräften Glück beibringen – Entwicklung und Evaluation eines Trainings zum Thema subjektives Wohlbefinden“.
„Ich will, dass Glück in allen Schulen ein Thema ist und unterrichtet wird“, sagt Diplom-Psychologe Tobias Rahm von der Technischen Universität Braunschweig, wo er zu den Schwerpunkten Positive Psychologie, Wohlbefinden in der Schule und Glücksforschung forscht. Was wünschen wir für unsere Kinder, fragt er seine Studierende in seinen Seminaren: Gesundheit, Resilienz, Zufriedenheit, Glück, Freude am Leben, Selbstbewusstsein, psychischer Wohlstand lauten dann die Antworten. „Was wäre denn, wenn alle wüssten, was förderlich für ein langfristig glücklich-gelingendes Leben ist und Schulen fokussiert Kompetenzen dafür vermitteln“, stellte der Glücksforscher in einem Online-Event mit Action for Happiness Deutschland zum Thema „Positive Education – Warum Glück und Schule zusammengehören!“ zur Diskussion.
Was kann ich? Schreibe 30 Fähigkeiten auf: Ich kann zuhören, andere unterhalten, andere zum Lachen bringen, auf meine Geschwister aufpassen, mich selbst mit Essen versorgen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, Freundschaften pflegen, lesen und schreiben, Kontakte knüpfen, Social Media, schwimmen, trösten, selbstständig lernen. Die Aufzählung der ersten Stärken läuft wie am Schnürchen. „Bei 14 kommt man schon ins Stocken“, verrät Catharina Kautz, kommissarische Schulleiterin der Dortmunder Wilhelm-Röntgen-Realschule – eine von rund 100 gelisteten „Glücksschulen“ in Deutschland. Am Fritz-Schubert-Institut absolviert die Pädagogin eine Fortbildung als Glückslehrerin und macht die 8c seitdem im „Schulfach Glück“ – angedockt an den Philosophieunterricht – seefest für die große Überfahrt auf dem Piratenschiff.