„Zapfi“ hinterlässt Eindruck
Waldtage wecken Begeisterung für pädagogische Arbeit im Wald
„Nehmt den Spirit von Zapfi“ mit – bei den Abschiedsworten von Jan Preller nach zwei intensiven Waldtagen am Waldinformationszentrum Hammerhof schwang mehrerlei mit: Die Hoffnung, dass die Fortbildung auf fruchtbaren Boden gefallen war. Und zugleich der begeisterte Nachhall nach der Abschlusskür der Kooperationsveranstaltung von Hammerhof und Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg (TGB), zu deren Highlights der Erzählkreis rund um die Romanzen von „Zapfi“, dem Tannenzapfen, gehört hatte.
Ein Mandala aus Naturmaterialien, eine Waldmurmelbahn-Challenge, ein bewegendes Kinderfangspiel und ein Erzählkreis waren nur einige der vielfältigen Möglichkeiten der pädagogischen Arbeit im Wald, die die angehenden Erzieher*innen und Heilerziehungspfleger*innen an ihren Waldtagen selbst ausprobierten. Fotos: Jana Sudhoff
Begeisterung wecken – das hatten sich Hammerhof-Leiter Jan Preller und TGB-Lehrerin Judith da Silva Dias gemeinsam auf die Fahnen geschrieben. In Kooperation nahmen sie zum wiederholten Mal TGB-Studierende aus zwei Bildungsgängen mit in den Erkundungsraum Wald – für je zwei Waldtage. „Wenn wir es schaffen, dass sie sich in ihrer pädagogischen Arbeit trauen mit den Kindern in den Wald zu gehen, dann haben wir unser Ziel erreicht“, sagen sie zur Zielsetzung der Fortbildung zum Thema „Waldpädagogik und Umweltbildung“. Reichlich Gelegenheit, sich mit den positiven Effekten und der Sinnhaftigkeit pädagogischen Arbeitens im Wald vertraut zu machen, hatten die angehenden Erzieher*innen und Heilerziehungspfleger*innen.
Positive Aspekte der Waldpädagogik selbst erlebt
Besonderen Eindruck gemacht hat unter anderem eine scheinbar banale Böschung: „Sechs Leute, sechs Kugeln, sechs Minuten“ lautete die Vorgabe für die Waldmurmelbahn-Challenge. Mithilfe von Naturmaterialien galt es für die sechs Teams, ihre Kugel erfolgreich durch eine Kurve, einen Tunnel und über eine Rampe rollen zu lassen – sechs Minuten Zeit zum Konstruieren. „Eine Böschung ist für Umweltbildungsprojekte super“, sagte Waldpädagoge und Förster Jan Preller, der Kinder auch für mehrere Stunden mit dem Potenzial einer Böschung zu beschäftigen weiß. Ein weiteres Erfolgserlebnis, inklusive Adrenalinkick, bot ein hoher Abhang, den es per Seil zu erklimmen galt – ebenfalls im Ranking der mitreißenden Selbsterfahrungen ganz weit oben.
„Wenn man ein Seil an einem Abhang befestigt, ist das abstimmungsrelevant – mit Waldeigentümer*innen oder bei kommunalem Wald mit Förster*innen“, erklärte der Waldexperte. Denn auch berufsspezifische Berührungspunkte mit dem Forst- und Umweltrecht standen auf der Fortbildungsagenda. Wissensvermittlung spielt für Jan Preller eine wichtige Rolle. Theoretischen Input gab er etwa zur Bedeutung des Waldes, seiner Funktionen, Entstehung und Forstgeschichte.
Wolf, Fuchsbandwurm, Giftpflanzen, Totholz & Co. – beim Ausflug mit Kindern in den Wald können Gefahren lauern. Wie man mit ihnen umgeht, hatten die Studierenden in Kleingruppen erarbeitet. Wertvolle Hinweise gab es obendrein von Jan Preller: „Klären Sie vorher mit Ihrer Einrichtung, welchen Umgang es mit Zecken gibt,“ wies er beispielsweise darauf hin, dass das Entfernen von Zecken eine erlaubnispflichtige medizinische Hilfsleistung ist. Wer im Wald verloren geht, dem empfahl der Hammerhof-Leiter die „What3words-App“. Hier werden die GPS-Koordinaten in Dreiwortadressen umgewandelt. „Damit fällt es leichter, seinen Standort zu beschreiben.“
Transfer in die Berufspraxis
Vom richtigen Verhalten in Notsituationen und das clevere Packen eines Waldpädagogikrucksacks über die Vorstellung des Projektes rund um Biber Hardy und des Wildkatzenspiels bis hin zu einem Exkurs über Bionik und Bestimmungsübungen – das Fortbildungsprogramm war bunt geschnürt.
Zum Abschluss der zweitägigen Fortbildung folgte die Kür: der Transfer in die Berufspraxis mit der praktischen Erprobung von eigenen Spielen und Aktionen. Ob mit einem großen Mandala aus Naturmaterialien, einem Waldwortmemory, einer Schnitzeljagd, „Zahlen im Wald“ oder dem „Netflix-verdächtigen“ Erzählkreis „Zapfi muss glücklich werden“: Die Gruppenarbeiten zeigten, wie unerschöpflich die Möglichkeiten zur Schulung der Sinne und Motorik im Wald sind.
Eine zuckersüße Zugabe zur emotionalen Wirkung des Waldes: Den Studierenden kam die Ehre zuteil, zwei frischgeborene Wildpferdfohlen zu taufen. Die Mittwochsgruppe einigte sich auf den Namen „Hanni“ und die Freitagsgruppe wählte „Hatschii“ für „ihr“ Wildpferd – gemäß der Tradition, dass alle Namen in Hardehausen mit „Ha“ beginnen. „Tiere sind wunderbare Botschafter für Emotionalität und Empathie, Biodiversität, die Schöpfung und den Bildungsort unter freiem Himmel“, sagt Jan Preller, den es nicht verwundert, dass die „Taufe“ für die Studierenden jedes Jahr zu den Highlights der Waldtage gehört.