„Eine wunderschöne Erfahrung“
Heike Wengenmaier erlebt Feststellungsverfahren als besondere Zeit
Trotz großer Nervosität und anstrengender Prüfungszeit: „Es war eine schöne und geniale Erfahrung und die Bestätigung, dass ich das Richtige mache.“ Heike Wengenmaier gerät ins Schwärmen, wenn sie von ihrer Feststellungsprüfung spricht. Im Mai 2025 hat sich die Quereinsteigerin erfolgreich der Prüfungskommission gestellt und im Anschluss ihre unbefristete Lehrerlaubnis innerhalb des Kolping Schulwerks erhalten. Begeistert ist die studierte Sportwissenschaftlerin, wenn sie an die Unterstützung, Hilfe und Rückendeckung aus dem Kollegium und von ihren Schüler*innen zurückdenkt. „Dafür mache ich das. Ich bin für die Menschen – für die Kolleg*innen und Schüler*innen – da, wo ich jetzt bin“, sagt die Berufsschullehrerin über ihre berufliche Kehrtwende.
Heike Wengenmaier möchte bei den Schüler*innen die Begeisterung für Bewegung wecken. Foto: Jörg Henze
„Ich bin in den Beruf hineingestolpert. Ich habe nach dem Abitur immer gesagt, ich werde niemals Lehrerin. Ich stelle mich niemals vor Menschen“, gesteht die 28-Jährige, die inzwischen anteilig sowohl am Kolping-Berufskolleg Paderborn als auch am Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück vor den Klassen steht. In Paderborn unterrichtet sie Deutsch als Zweitsprache und Sport, in Westenholz Sport/Gesundheitsförderung und Gesundheit/Pflege.
„Die Kinder haben mir viel beigebracht“
Weil sich Sport und Corona nicht gut vertrugen, arbeitete Heike Wengenmaier nach ihrem Master in Sportwissenschaft (2020) zwei Jahre lang als Alltagshelferin in einem Bewegungskindergarten und anschließend gab sie eine Stippvisite bei einer Bürotätigkeit im Sportbereich. Doch der Austausch mit Menschen und die Bewegung fehlten der ehemaligen Leichtathletin. „Geh doch zu Kolping“, riet ihr Ulrich Woischner, Vereinskollege beim LC Paderborn und ehemaliger Geschäftsführer der Kolping Schulwerk gGbmH. „Ich probiere es einfach aus“, stürzte sich die sportliche Paderbornerin ins Abenteuer. „Es war eine tolle Erfahrung und ich möchte es auf jeden Fall weitermachen“, sagt die Quereinsteigerin heute. „Der Beruf und die Kolleg*innen, die Zusammenarbeit, die kleinen Teams und die Gestaltungsmöglichkeiten haben mir gut gefallen.“ Gerne widmet sie ihr Augenmerk den Menschen, die keinen leichten Start ins Berufsleben haben.
Umso dankbarer ist Heike Wengenmaier, dass sie zuvor in der Kita Praxiserfahrungen gesammelt hat, die sie jetzt an die angehenden Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen in Westenholz weitergeben kann. „Die Kinder haben mir viel beigebracht: dass man Fehler machen darf. Dass man sich trauen kann, offen vor der Gruppe zu sprechen, ohne bewertet zu werden. Und wie wichtig Kindern Ehrlichkeit ist.“ Auch der starke Bewegungsdrang ist ihr in lebhafter Erinnerung geblieben.
Begeisterung für Bewegung weitergeben
Damit die angehenden Erzieher*innen im späteren Berufsleben Bewegungsangebote machen können, möchte Heike Wengenmaier sie zu „kleinen Übungsleiter*innen“ formen und ihnen dafür einen großen Methodenkoffer mitgeben. „Die Studierenden müssen nicht sportbegeistert werden“, sagt die Sportlehrerin über ihren Anspruch. Wichtiger ist ihr, dass ein kleiner Funke überspringt. „Ich möchte meine Begeisterung für Bewegung weitergeben. Radschlagen und Rolle vorwärts sind nicht lebensnotwendig. Bewegung kann stattdessen niedrigschwellig sein. Kinder sollen Bewegungserfahrungen machen und sich mit ihren Stärken einbringen können.“ Das möchte sie ihren Studierenden schmackhaft machen und etwaige frühere negativen Erfahrungen wettmachen.
Anders ihre Rolle am Berufskolleg Paderborn: Hier steht klassischer Sportunterricht auf dem Stundenplan, um Sportarten und Techniken kennenzulernen, Sozialverhalten und Fair-play zu fördern. Bewegungsspiele spielen auch eine Rolle im Deutschunterricht von Heike Wengenmaier. Sie helfen den „Internationalen“, die Sprache besser zu verinnerlichen. Auch wenn der Unterricht an beiden Berufskollegs so unterschiedlich ist wie Tag und Nacht: „Ich habe unglaublich viel aus den beiden Welten gelernt.“
Gelernt hat sie Dank der hilfsbereiten Kolleg*innen an beiden Schulen auch viel für die Feststellungsprüfung. Das Verfahren kann sie allen potenziellen Quereinsteiger*innen empfehlen, die ihr Wissen aus ihrer Berufserfahrung gerne weitergeben möchten. „Es ist keine riesige Umschulung vonnöten“, hebt sie den großen Vorteil hervor. „Es ist toll, dass man ‚nur' eine Prüfung machen muss und die Monate vorher hat, um sich auszuprobieren.“
Weitere Porträts aus der Serie:
Jacqueline Wolter
Stephanie Schmiedel
Tilman Bäcker
Oksana Lang
Christiane Leck
Daria Wiese
Marina Bidlingmeier
Raphaela Beineke