Gerüstet für die OGS der Zukunft
Steffi Siewert hat die „Fachwirtin“ in der Tasche
Der Offene Ganztag (OGS) steuert auf neue Herausforderungen zu und mit ihm Steffi Siewert, Leiterin der OGS in Peckelsheim und Willebadessen. Sie und ihr Team werden sich mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in NRWs Grundschulen ab 2026 vergrößern müssen – räumlich und personell. Und die Vision ist, perspektivisch weitere Standorte in die Kolping-OGS-Familie zu integrieren. Für das, was die OGS in Zukunft bringen wird, hat sich Steffi Siewert gerüstet. Die Erzieherin hat mit dem „Fachwirt Erziehungswesen“ aufgesattelt, um für die komplexeren Organisations- und Verwaltungsaufgaben sattelfester zu werden. Seit März hat sie das Zertifikat in der Tasche. Die Weiterbildung beim Kolping-Bildungswerk Paderborn (Erwachsenenbildung) hat ihr einige Aha-Erlebnisse beschert, das Vertrauen in ihre Intuition untermauert und trotz der berufsbegleitenden Herausforderung auch sehr viel Spaß gemacht.
Steffi Siewert blickt den künftigen Aufgaben in der OGS zuversichtlich entgegen. Mit der Weiterbildung „Fachwirt Erziehungswesen“ hat sie die Weichen für ihre neuen Herausforderungen gestellt. Foto: Jana Sudhoff
Bereits 2021, als das Kolping Schulwerk die Trägerschaft über die OGS in Peckelsheim und Willebadessen übernahm, sah sich Steffi Siewert einer vielschichtigeren Verantwortung als bisher gegenüber – die Leiterin der OGS in Peckelsheim bekam mit der Trägerübernahme auch die Leitungsfunktion in der OGS in Willebadessen anvertraut. Eine Doppelfunktion, die sie gerne ausübt – mit der Prämisse: „Dafür bin ich als Erzieherin nicht ausgebildet, da muss ich was draufsetzen. Ich brauche einen anderen fachlichen Background für die wachsenden Aufgaben.“ Und so meldete sich die heute 50-Jährige beim Kolping-Bildungswerk Paderborn für den „Fachwirt Erziehungswesen“ an. 14 Monate lang fuhr sie jedes zweite Wochenende nach Geseke, um sich als Erzieherin in Führungsposition weiterqualifizieren zu lassen. Mit Freude – auch wenn sie nach einem Arbeitstag in der OGS schon kaputt war. Noch jetzt schwärmt sie von der „tollen Truppe“ und der Atmosphäre, die von viel Spaß und Humor geprägt war.
Positives Aha-Erlebnis in der Personalführung
„Zu keinem Zeitpunkt habe ich das bereut – außer immer einen Tag vor den Prüfungen“, sagt Steffi Siewert lachend und gesteht die eine oder andere Panikattacke, bevor sie das erste Mal seit 30 Jahren wieder vor einer Klausur saß. „Das Lernen liegt so lange zurück.“ Ihre Sorge erwies sich als unbegründet. Die 30-seitige Hausarbeit, die sie in einer Vierergruppe über die Entwicklung einer fiktiven Einrichtung schrieb, die beiden Klausuren zu den Themen Personalführung und Marketing und die mündliche Prüfung in ihrem Wahlfach Managementmethoden – am Beispiel Hausaufgaben in der OGS – kamen bei den Prüfer*innen gut an. „Die Dozent*innen waren verständnisvoll und wohlwollend. Es waren keine leichten Klausuren, aber sie haben uns gut drauf vorbereitet“, sagt die geprüfte Fachwirtin. Neben dem Schreckensgespenst „Prüfungen“ erwies sich das Rechnungswesen als ihre größte persönliche Herausforderung – einer ihrer Aha-Effekte.
„Rechnungswesen ist nicht meins“, hat Steffi Siewert festgestellt. Positiv überrascht hat sie das Thema Personalführung. „Ich fand es spannend zu sehen, dass man oft intuitiv das Richtige tut“, sagt die 50-Jährige, die nach ihren Stationen in einer Kindertageseinrichtung in Paderborn, in der Kinder- und Jugendhilfe in Peckelsheim und an der Petrus-Damian-Schule in Warburg im Jahr 2012 in der OGS ihre Berufung gefunden hat. „Für mich war es wichtig zu sehen, dass ich während meiner zwölfjährigen Arbeit in der OGS schon viel gelernt habe. Dass ich nicht alles falsch gemacht habe“, sagt die Eissenerin. Ihr Interesse hat sie während der Weiterbildung auch am Marketing entdeckt. „Ich finde es faszinierend, wie man seine Einrichtung ‚verkaufen' oder was man zum Beispiel bei einem Flyer falsch oder richtig machen kann.“
„Die OGS ist für mich das Richtige“
Alles richtig gemacht hat sie mit ihrer Berufswahl. „In der OGS habe ich meins gefunden“, sagt die Fachwirtin. Vor allem die Altersstruktur hat es ihr angetan. „Die Schulkinder sind ideenreicher, viel selbstständiger und teilweise strukturierter“, zieht sie den Vergleich zu jüngerem Klientel. „Sie haben eine Vorstellung davon, was sie wollen, sie gehen schon in die Konfrontation und diskutieren. Das finde ich toll.“ Auch das Arbeitsfeld zwischen den verschiedenen Akteuren – Schule, Lehrkräften, Eltern und Kindern – gefällt ihr besonders gut.
Beeindruckt ist sie auch von der Kolping-Mentalität: „Alle zusammen schaffen wir das schon“ – das bekommt Steffi Siewert oft widergespiegelt. „Immer, wenn man jemanden braucht, ist wer da“, schwärmt sie. Sie weiß es zu schätzen, dass sie sich an viele verschiedene Ansprechpartner*innen wenden kann, dass Kolping in der Region gut vernetzt ist und dass es kolpingintern viele Synergien gibt – beispielsweise mit dem Kolping Gutshof, dem TGB, dem Hüssenbergnest in Eissen, der Förderschule in Brakel. „Keine Sekunde habe ich mich ausgegrenzt gefühlt“ sagt sie über die Integration der OGS unter das Dach des Kolping Schulwerks. „Ich fühle mich dazugehörig“, freut sich Steffi Siewert über das intensive Miteinander bei Kolping.
Mit diesen Rahmenbedingungen im Rücken und dem Fachwirt-Zeugnis in der Tasche blickt sie entspannt auf die Erweiterung der OGS in den nächsten Jahren.