Pädagogik-Begleithunde-Team-Ausbildung

„PädaDOGik“ verhilft zu einem ideenreichen Einsatz

Was macht ein Hund in der Schule? Der Lernort profitiert – das zeigen zahlreiche Studien – von den Co-Pädagogen auf vier Pfoten. Pädagogik-Begleithunde werden daher immer beliebter. Aber nicht jeder Hund hat automatisch etwas in der Schule zu suchen, sagen die Kursleiterinnen der „Pädagogik-Begleithunde-Ausbildung“ auf dem Kolping Gutshof Großeneder. Damit sich die Vierbeiner in den Kindergärten und Klassenräumen wohlfühlen, für den Alltag dort gewappnet sind und sich auch in unvorhersehbaren Situationen lenken lassen, bedarf es einer guten Basis an Qualifikation. Diese bekommen die Mensch-Hund-Teams bei „PädaDOGik“ vermittelt.

Die „PädaDOGik“-Referentinnen Anna Mühling (links) und Katrin Rauber wappnen die Mensch-Hund-Teams in ihren Kursen für die alltäglichen Herausforderungen an ihrem Einsatzort. Foto: Start-off-Klasse Großeneder

Im Januar hat das dreiköpfige Referententeam – Katrin Rauber, Anna Mühling, Mareike Gördemann – seinen ersten Kurs unter dem Dach des Trägers Kolping Schulwerk gestartet. Zehn Teilnehmende werden seit ihrem Kennlerntag über ein Jahr hinweg an acht samstäglichen Präsenzterminen auf dem Gutshof sowie bei acht freitäglichen Onlinetreffen angeleitet, wie Kinder, Jugendliche und Hund in ihrer pädagogischen Wirkungsstätte voneinander profitieren können. Ihre Arbeitsorte sind eine ebenso bunte Mischung wie ihre Hunde: Die Kursteilnehmenden kommen aus der Kita sowie aus dem gesamten Spektrum des Schulbereichs, von der Vor- bis zur Berufsschule. Bei ihren vierbeinigen Begleitern treffen auch schon mal Chihuahuas auf Bernhardiner.

Trickreiche Motivatoren

„Dabei ist der Mensch viel geforderter als sein Hund“, erklärt Referentin Anna Mühling. Für die Menschen gilt es zu lernen, ihren Hund richtig zu „lesen“. Das heißt, ihn anhand seines Ausdrucks und seiner Körpersprache einzuschätzen, um ihn in den jeweiligen Situationen adäquat zu lenken. Denn es gibt einiges, was die Vierbeiner erwartet: Sie müssen lernen, dass sie nicht immer die volle Aufmerksamkeit haben, sondern lernen, auch mal eine Unterrichtsstunde ruhig auf der Hundedecke zu entspannen. Auch die Dynamik, die eine Gruppe immer mit sich bringt, birgt Herausforderungen: Wenn ein Kind einem anderen hinterher läuft und der Hund der rennenden Kinderschar hinterher spurten möchte. „Wir trainieren mit den Mensch-Hund-Teams Grundlagen, die sie darin schulen, die Kinder, Jugendlichen und den Hund zu einem guten und achtsamen Team wachsen zu lassen“, erklärt Anna Mühling. Wie reagiere ich beim Feueralarm? Was passiert, wenn ein medizinischer Notfall eintritt? „Wenn sich Hund und Besitzer einen Koffer an Lösungsmöglichkeiten erarbeitet haben, dann ist eine plötzlich eintretende Notfallsituation leicht und sicher zu lösen“, sagt die Referentin.

Aber auch weniger ernste Themen gibt es auf der Ausbildungsagenda. Denn begehrt sind die Hunde inzwischen auch als trickreiche Motivatoren. „Anstupsen“ steht daher auf ihrem Stundenplan. Trainiert werden die Vierbeiner, wie sie ihre Nase, Schnauze und Pfoten gezielt einsetzen können: Ob beim Glücksraddrehen, Buzzerdrücken, Würfelrollen oder mit Aufgabenzetteln gefüllte Socken von einer Wäscheleine ziehen – die Tiere helfen auf eine abwechslungsreiche und kreative Art, den Unterricht mitzugestalten, Lebensweltbezüge herzustellen oder Entscheidungen zu treffen. „Das macht das Lernen eindrucksvoller und langanhaltender. So erinnern sich noch Viertklässler an die Einführung des mathematischen Größer- und Kleinerzeichens in der 1. Klasse. Der Pädagogik-Begleithund der Klasse hat sich damals immer für den größeren Leckerli-Haufen entschieden, war dann aber satt und es brauchte eben ein entsprechendes Zeichen für die Definition der größeren bzw. kleineren Menge“, erklärt Katrin Rauber.

Offen und unvoreingenommen

Der vierbeinige „Klassen- oder Kitakamerad“ ist aber auch ein Freund, der sich zu einem legt, wenn man liest, der offen und unvoreingenommen auf einen zugeht, der keine Erwartungen hat und ehrliche Rückmeldungen gibt. Er ist Actionpartner, mit dem man draußen einen Parcours meistern kann. Er hilft beim Abfangen von Emotionen: Er kommt zu einem und sucht die Nähe, wenn man traurig ist. Er ist der Ruhepol in jeder Gefühlslage. Er strahlt nicht nur durch seine Anwesenheit selbst Ruhe aus, sondern sorgt auch dafür, dass die Kinder einen Gang runterfahren. „Die Kinder geben mehr acht auf ihr Verhalten, weil sie den Hund nicht verletzten wollen, oder sie sind leiser, weil sie ihn nicht wecken möchten“, berichtet Anna Mühling über die starke Selbstkontrolle der Kinder. Dabei kann der Hund auch selbst zum Objekt der Reflexion werden und vieles über soziales Verhalten vermitteln: „Warum kommt er gerade nicht zur Ruhe? Warum geht er zu dem Kind und warum meidet er gerade ein anderes?“.

Und weil sich die positiven Effekte auf das Lernverhalten, Verantwortungsbewusstsein und die Motivation der Kinder immer mehr herumsprechen, haben die Kursleiterinnen auf dem Kolping Gutshof viele Anfragen für die Pädagogik-Begleithunde-Team-Ausbildung bei „PädaDOGik“. Daher planen sie, im Sommer einen weiteren Kurs für die „Pädagogik Begleithunde-Ausbildung“ zu starten. 

Wer kann teilnehmen?

Anmelden für den Kurs kann sich jeder Interessierte – auch Kolping-unabhängig – mit einer pädagogischen Grundqualifizierung. Der Vierbeiner muss mindestens ein Jahr alt sein, gut mit seinem Menschen zusammenarbeiten können und menschenfreundlich sein. Das Angebot richtet sich an Pädagog*innen aus dem gesamten Spektrum, von der Kita bis zur Erwachsenenbildung. Einsatzgebiete von Pädagogik-Begleithunden können z. B. auch Wohngruppen, Kinderbetreuung, Projektwochen/AGs sein. Der Kurs „PädaDOGik“ ist zertifiziert nach den Qualitätsstandards des Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde e. V.

Ansprechpartnerinnen für weitere Informationen und Anmeldungen sind Katrin Rauber (0151 20115383) und Anna Mühling (0170 4854382).