Reger Austausch im Generationenhaus in Borchen

Besuch aus Mittelamerika beeindruckt vom Konzept

Einen „Ort der Freude“ nannte es Padre Saúl: Beeindruckt zeigte sich der internationale Besuch von der Kindertageseinrichtung im Generationenhaus in Borchen. Vier mittelamerikanische Gäste ließen sich von Einrichtungsleiterin Ulrike Wapniarz die Räumlichkeiten zeigen. Besonders der generationenübergreifende Ansatz hatte es dem Mexikaner und den drei Honduranerinnen angetan.

Einrichtungsleiterin Ulrike Wapniarz (Mitte) zeigte den Gästen aus Mexiko und Honduras die Räumlichkeiten und das Außengelände der Kindertageseinrichtung im Generationenhaus in Borchen. Einrichtungsleiterin Ulrike Wapniarz (Mitte) zeigte den Gästen aus Mexiko und Honduras die Räumlichkeiten und das Außengelände der Kindertageseinrichtung im Generationenhaus in Borchen. Foto: Jana Sudhoff Die Besucher*innen, Mitglieder einer 14-köpfigen Delegation aus den Kolping-Partnerländern in Mittelamerika, erfuhren während des Rundgangs, wie die Verbindung von Jung und Alt umgesetzt wird. Die beiden Generationen „leben“ vis á vis. Die Kita-Kinder füllen das Erdgeschoss und den Außenbereich mit Leben. Von den oberen Stockwerken kann die ältere Generation – die an Demenz erkrankten bzw. körperlich beeinträchtigten Senior*innen und die Bewohner*innen im betreuten Wohnen – vom Balkon dem Treiben zuschauen. Eine Besonderheit, die auch den Mittelamerikanern sehr imponierte, die aus ihren Ländern nichts Vergleichbares kennen. „Bei uns hat der generationenübergreifende Ansatz aufgrund der räumlichen Nähe eine ganz besondere Qualität“, erklärte Ulrike Wapniarz das Alleinstellungsmerkmal der Kolping-Kita. Die Begegnungen zwischen den Generationen ist eine Selbstverständlichkeit: durch geplante Angebote wie gemeinsames Musizieren, Basteln, Spielen sowie den täglichen „Augenkontakt“ vom Balkon aus.

Emotionale Begegnung

Wie sehr die Begegnungen auch schon mal ans Herz gehen können, schilderte Ulrike Wapniarz ihren Gästen aus Übersee am Beispiel eines ehemaligen Kirchenchorleiters, der in der Wohngemeinschaft lebte. Der Mann saß im Rollstuhl und konnte sich noch nicht einmal mehr zum Waschen aufstellen. „Als die Kita-Kinder mit ihrer Musikpädagogin oben Akkordeon spielten und sangen, stand der Mann für alle überraschend plötzlich auf und dirigierte die Kinder“, erzählte die Einrichtungsleiterin, die den Besucher*innen aus Mittelamerika neben dem generationenübergreifenden Ansatz auch die Förderkonzepte der Kita vorstellte.

Inklusion: Große Unterschiede zwischen den Kontinenten

Besonders interessiert zeigten sich die Besucher*innen am inklusiven Gedanken, der in ihrer Heimat oft noch ein Tabuthema sei. Wie viele Kinder mit Behinderung gehen in die Kita? Wie werden sie betreut? Wie reagieren die anderen Kinder und die Elternschaft auf Kinder mit Behinderung? Wie wird das bezahlt? Zahlreiche Fragen hatten die Gäste an Ulrike Wapniarz, die berichten konnte, dass in ihrer Einrichtung Inklusion selbstverständlich gelebt wird. Ein großer Unterschied zur Heimat der Gäste, in der Inklusion noch in den Kinderschuhen steckt, wie sich im Gespräch herausstellte.

Ein weiterer Aspekt, in dem sich die Kita-Praxis auf den beiden Kontinenten unterscheidet, sind die Gebühren. Im Detail ließen sich die Gäste von der Gastgeberin die Gebührenstaffelung und Finanzierung in Deutschland erklären – vor allem die einkommensabhängige Berechnung der Elternbeiträge kennen sie aus Mittelamerika nicht.

„Wir hatten einen sehr guten Austausch“, freute sich Ulrike Wapniarz im Anschluss an die deutsch-mittelamerikanische Begegnung. „Spannend fand ich auch, was die Gäste aus ihrer Praxis erzählt haben.“

Bereits einen Tag zuvor hatten die Gäste aus Mittelamerika ein weiteres Leuchtturmprojekt von Kolping in der Region kennengelernt. Zum Auftakt ihres Besuchs beim Diözesanverband war die Delegation auf dem Kolping Gutshof in Großeneder eingeladen, wo ihnen Eva Klare-Kurtenbach die pädagogischen Angebote des Hofes vorstellte.