Umschulungsmaßnahmen erweisen sich als Erfolgsgeschichte
Qualitätsmanagementbeauftragter Josef Grabbe ebnet dafür den Weg
„Es ist die Chance, das zu machen, was einem wirklich am Herzen liegt“, ist aus den Reihen der Schüler*innen zu hören, die an den Schulen des Kolping Schulwerks eine Umschulung machen. Gründe gibt es viele: Sei es, weil man aus gesundheitlichen Gründen umsatteln muss, sich mit zunehmendem Alter die beruflichen Prioritäten verschoben haben oder das Leben einfach so spielt. „Man geht mit einer anderen Einstellung in die Schule, weil man weiß, wofür man das macht.“ Das nimmt auch Hartmut Peter, Schulleiter am Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg Warburg-Rimbeck, so wahr: „Umschüler*innen in der Erzieherausbildung, der Kinderpflege oder Heilerziehungspflege bereichern unser Berufskolleg ungemein. Sie bringen Lebenserfahrung und immense Motivation für einen neuen Beruf mit. Wer sich dabei auf den Weg macht, weiß in der Regel sehr genau, was für einen erfolgreichen Abschluss notwendig ist.“
Am Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg Warburg-Rimbeck bereichern sich Umschüler*innen und Schüler*innen (wie hier im Bild die Erzieher*innen) gegenseitig – die Arbeit des Qualitätsmanagementbeauftragten macht dies möglich. Foto: Jana Sudhoff Dass Umschüler*innen die Bildungsgänge am Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg Warburg-Rimbeck (TGB), am Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück und am Kolping Sozialseminar Detmold bereichern, ist kein Selbstläufer. Die wenigsten wissen, welche Schritte und Tätigkeiten notwendig sind, damit Umschüler*innen in den Klassen sitzen können. Wer die Anforderungen jährlich im Blick behält, ist Josef Grabbe. Er ist seit 2013 der Qualitätsmanagementbeauftragte (QMB) des Kolping Schulwerks – ein unentbehrliches Amt für diese Bildungsmaßnahme. Sein erster Arbeitsauftrag in dieser Funktion war ein Novum in der Region.
Um dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen, beabsichtigte man Umschulungsmaßnahmen in Rimbeck einzuführen. „Wir waren 2013 eine der ersten Schulen im Umkreis, die das plante“, sagt Grabbe, der 1996 seine sechswöchige Ausbildung zum Qualitätsmanager absolviert hatte – damals noch im Auftrag des Berufsbildungswerks in Brakel. Umschulen darf man aber nicht ohne Genehmigung. Um von der Bundesagentur für Arbeit dafür zugelassen zu werden, bedarf es einer Zertifizierung. Erfahrung mit dem Zertifizierungsprozess für Umschulungen hatte zu dem Zeitpunkt noch kaum einer, erinnert sich Josef Grabbe, der sich zusammen mit dem Zertifizierer an die neue Herausforderung herantastete.
Hochphase von Januar bis Sommer
Er betrat gleich doppelt Neuland: Zum einen musste sich das Kolping Schulwerk als Träger zertifizieren lassen, zum anderen auch die einzelne Maßnahme am TGB zertifiziert werden – die Erzieherausbildung machte hier den Auftakt. Das Erfolgsmodell machte im Schulwerk sprichwörtlich Schule: Detmold wurde als zusätzlicher Erzieher-Standort zertifiziert, Delbrück folgte. 2015 erhielt das TGB ebenso das Zertifikat für die Heilerziehungspflege. 2022 sattelte man in Rimbeck und Delbrück mit dem Zertifikat in der Kinderpflege auf.
Für Josef Grabbe bedeutete dies, für jede einzelne Zertifizierung ein Konzept zu erarbeiten und alle Fragen der Auditoren in puncto Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität bedienen zu können. „Alles muss nachweisbar und überprüfbar sein“, erklärt Josef Grabbe mit Blick auf die umfangreiche Dokumentenlage, die Antworten enthalten muss auf die Frage der Fachkundigen: „Wie stellen Sie sicher, dass…“
Damit ist das Aufgabenspektrum des QMB jedoch nicht erschöpft. Auch wenn die Zulassung für den Träger fünf Jahre gültig ist und für eine Maßnahme drei Jahre Bestand hat: Jedes Jahr müssen sich der Träger, die jeweiligen Schulen mit ihren Leitungen und Lehrkräften sowie der QMB einem Überwachungsaudit stellen. Und nach Ablauf der Gültigkeit stehen wiederum Rezertifizierung für den Träger bzw. Neubeantragung für die Maßnahmen an. Das heißt für Josef Grabbe, dass er jährlich unter anderem im Blick haben muss, ob alle Ziele formuliert und umgesetzt wurden, ob es Abweichungen gab, wie man diesen gegengesteuert hat, wie zufrieden die Umschüler*innen und die Kooperationsbetriebe waren etc. Und für alles – Zielvereinbarungen, Befragungen, Verfahrensanweisungen – muss er die Nachweise parat haben. „Aber das jährliche Audit ist kein Überraschungspaket“, sagt der routinierte QMB, der in den Schulen in Rimbeck, Delbrück und Detmold und beim Schulwerk als Vorbereitung selbst interne Audits durchführt. Hochkonjunktur als QMB hat Josef Grabbe von Januar bis Sommer, damit die Maßnahmen nach den Sommerferien wie gewohnt ihren Gang nehmen oder neu starten können.
Neue Maßnahme in Vorbereitung
In diesem Jahr hat er in dreifacher Hinsicht zu tun. Neben den jährlichen Überwachungsaudits im März muss das Zertifikat für die Heilerziehungspflege in diesem Jahr im Zuge des Drei-Jahres-Zyklus neu beantragt werden. Und eine weitere Baustelle kommt hinzu. Mit der Sozialassistenz soll ein zusätzlicher Bildungsgang für Delbrück zertifiziert werden. „Einen neuen Bildungsgang zu beantragen, das braucht alles seine Zeit“, weiß Josef Grabbe aus Erfahrung.
Eine Arbeit, die ihn auch mit Zufriedenheit erfüllt. „Ich habe in meinem Berufsalltag erlebt, welche Bereicherung die Umschüler*innen für die Schulen sind. Daher bereite ich für das Schulwerk gerne den Weg für diese Maßnahmen vor“, sagt Josef Grabbe, ehemaliger Bildungsgangleiter für Heilerziehungspflege am TGB. „Es kommt schon ein bisschen Stolz auf, Teil dieses Prozesses zu sein“, gesteht der QMB. Ein Prozess, den es ohne ihn nicht gegeben hätte.