Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ziehen ins Kolpinghaus Bielefeld ein

Kolping Jugendhilfe für sozialpädagogische Betreuung ins Leben gerufen

Das Kolpinghaus Bielefeld ist seit dem 15. Februar wieder mit Leben gefüllt. Die Arbeit der Kolping Jugendhilfe gGmbH – 2023 als Tochtergesellschaft der Kolping-Bildungswerk Paderborn gGmbH gegründet – hat Fahrt aufgenommen. Die Jugendhilfe hat an der August-Bebel-Straße eine familienstrukturierte Wohneinheit eingerichtet für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die durch das Jugendamt in Obhut genommen wurden oder sich in vorläufiger Inobhutnahme befinden. Die jungen Menschen werden hier rund um die Uhr sozialpädagogisch betreut. In der Startphase finden zehn junge Menschen aus Syrien und Afghanistan hier einen Wohnplatz, eine Aufstockung auf bis zu 25 Plätze ist möglich. Der Hauptfokus liegt auf der Alltagsbegleitung und der Alltagsförderung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge – und nicht zuletzt auf der Hilfe zur Selbsthilfe, um ihnen perspektivisch ein unabhängiges Leben mit beruflicher Zukunftsaussicht zu ermöglichen.

Vertreter:innen von Stadt und Kolpingwerk stellten der Presse vor, wie die Unterbringung und Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Kolpinghaus Bielefeld organisiert werden (von links): Jugendhilfe-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach, Regina Schafmeister (Vorsitzende Kolpinghaus Bielefeld), Matthias Metzen (Assistent der Geschäftsführung), Jugendhilfe-Geschäftsführer Wolfgang Gelhard, Ingo Nürnberger (Dezernent der Stadt Bielefeld), Erzieherin Ilham Latifa Allagui und Einrichtungsleiter Eugen Regier. Vertreter:innen von Stadt und Kolpingwerk stellten der Presse vor, wie die Unterbringung und Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge im Kolpinghaus Bielefeld organisiert werden (von links): Jugendhilfe-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach, Regina Schafmeister (Vorsitzende Kolpinghaus Bielefeld), Matthias Metzen (Assistent der Geschäftsführung), Jugendhilfe-Geschäftsführer Wolfgang Gelhard, Ingo Nürnberger (Dezernent der Stadt Bielefeld), Erzieherin Ilham Latifa Allagui und Einrichtungsleiter Eugen Regier. Foto: Jana Sudhoff Zentraler Gedanke ist, den Jugendlichen, die fern der Heimat und in einer völlig fremden Kultur vor einem schwierigen und umfassenden Neubeginn stehen, das „Ankommen“ zu erleichtern. Finden sollen sie im Kolpinghaus einen Lebensmittelpunkt, der ihrem besonderen Schutzbedürfnis gerecht wird. Ein*e Bezugsbetreuer*in steht ihnen als Anker zur Seite und hilft ihnen, sich innerlich zu stabilisieren, individuelle Ziele und realistische Zukunftsaussichten zu entwickeln und eine eigene Identität im neuen gesellschaftlichen und kulturellen Kontext zu finden. Dazu gehört auch die Unterstützung bei der Anbahnung eines Schul- bzw. des Berufsabschlusses.

Strukturierter Tagesablauf und Freizeitangebote

Jeder Jugendliche hat jederzeit die Wahlmöglichkeit zwischen Rückzug in die eigenen vier Wände oder Teilnahme am Gruppengeschehen. Fixpunkte im Gruppenleben – ein gutes Lernfeld für Kommunikations-, Team- und Konfliktfähigkeit – sind die gemeinsamen Mahlzeiten: Wenn möglich sollen alle Jugendlichen an einer Mahlzeit zusammen teilnehmen. Verpflichtend ist die wöchentliche Gruppensitzung. Denn eine klare Strukturierung des täglichen Miteinanders und der gemeinsamen Alltagsgestaltung ist einer der Kernpunkte der pädagogischen Arbeit. Die Tagesstruktur umfasst auch Sport- und Freizeitangebote in Kooperation mit örtlichen Vereinen und größere gemeinsame Unternehmungen, beispielsweise zu Märkten, Läufen oder Stadtfesten. „Wir motivieren und fördern die Jugendlichen zur Teilnahme an sportlichen und kulturellen Aktivitäten sowie zur Nutzung vorhandener Angebote offener Jugendarbeit“, sagt Eva Klare-Kurtenbach, die zusammen mit Wolfgang Gelhard die Geschäftsführung der Kolping Jugendhilfe übernommen hat.

Großen Wert legt die Kolping Jugendhilfe darauf, die Jugendlichen auf eine eigenverantwortliche Lebensführung vorzubereiten. Unter anderem sind sie für ihre Wäsche- und Raumpflege verantwortlich und übernehmen an den Wochenenden die anfallenden hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Zur Förderung der kulturellen Integration werden unter anderem Deutsch-Basissprachkurse in den Räumlichkeiten des Kolpinghauses Bielefeld organisiert sowie die in Deutschland geltenden Normen, die deutsche Gesetzgebung und kulturellen Besonderheiten vermittelt. In regelmäßigen Abständen finden zudem Informations- und Aufklärungsveranstaltungen zu verschiedensten Themen statt.

Jugendliche fördern und motivieren

Die Vernetzung mit den zuständigen Ämtern vor Ort ist zentraler Bestandteil der Arbeit der Kolping Jugendhilfe. Zielgerichtet arbeitet man mit den Jugendämtern, Vormündern, Schulen, Ausbildungs- und Freizeiteinrichtungen zusammen. „Das Kolping-Netzwerk und der Verbund aller Kolping-Einrichtungen sind eine weitere nutz- und gewinnbringende Ressource“, betont Wolfgang Gelhard.

„Allgemeines Ziel unserer pädagogischen Arbeit ist es, die jungen Menschen, die bei uns im Kolpinghaus Bielefeld leben, auf ihrem Weg zu einem eigenverantwortlichen, selbstständigen und zufriedenen Leben zu unterstützen“, sagt Eva Klare-Kurtenbach. Die Prozesse in der Jugendwohngruppe zielen darauf ab, die Jugendlichen durch kontinuierliche Betreuungs- und Beziehungsarbeit zu fördern und zu motivieren, damit sie eigene Lebensentwürfe entwickeln und ihren Platz im neuen gesellschaftlichen und kulturellen Kontext finden können.

Die Arbeit mit den unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen sei nur der Startpunkt für die Kolping Jugendhilfe, wie Wolfgang Gelhard erklärt. „Es war eine strategische Entscheidung, langfristig in der Jugendhilfe in Bielefeld tätig zu werden.“

Über das Engagement von Kolping zeigt sich Ingo Nürnberger, Dezernent für Soziales und Integration der Stadt Bielefeld, sehr erfreut. „Wir haben mit dem Träger ein Vollpaket bekommen: Immobilie und Betreuung. Da kommt viel Gutes zusammen“, sagte der Dezernent, der mit der Stadt Bielefeld große Herausforderungen bei der Unterbringung der jungen Flüchtlinge zu stemmen hat. „Dass sich Kolping als Jugendhilfe hier in Bielefeld neu etabliert, ist ein zusätzlicher positiver Punkt.“