Werte unter dem Auktionshammer

Workshop am BK PB sensibilisiert für demokratische Kompetenzen

„Ich gehe All In“, ruft ein Schüler in die Klasse und legt 3.060 Monopoly-Dollar auf einen Schlag auf den Tisch. Ersteigert hat er mit seinem Höchstgebot die „Religionsfreiheit“. Unter den Auktionshammer kamen im Kolping-Berufskolleg Paderborn (BK PB) demokratische Werte, auf die die Schüler*innen mit dem Spielgeld bieten konnten. „Die Werteversteigerung“ war einer der Bausteine im Workshop „Meine Werte ­– deine Werte – unsere Werte“. Christiane Risse von der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Paderborn war zu Beginn des Schuljahres ans Berufskolleg gekommen, um alle Abschlussklassen in einer je 90-minütigen Einführungsveranstaltung mit demokratischen Werten vertraut zu machen. Dabei waren Konflikte hochwillkommen.

Drei Frauen stehen in einem Klassenzimmer und halten bunte Karten in der Hand, die mit demokratischen Werten beschriftet sind. Elisa Leyk (links) und Jacqueline Wolter von der Steuergruppe „Demokratie“ hatten Christiane Risse (Mitte) vom Kreis Paderborn für einen Workshop rund um demokratische Werte ans BK PB eingeladen. Foto: Jana Sudhoff

„Wie wollen wir gemeinsam leben?“ – die Fragestellung war Dreh- und Angelpunkt der Schulstunde. „Es geht um euch“, betonte die Systemberaterin für Extremismusprävention und Demokratieförderung. „Das wird auf keinen Fall eine Politikstunde.“ Über verschiedene Aufgabenstellungen hat die Expertin die jungen Menschen stattdessen angeleitet, dass sie ihre eigenen Werte und im Vergleich untereinander Ähnlichkeiten und Unterschiede erkennen. „Die Schüler*innen sollen sensibilisiert werden, den positiven Kern in den Werten anderer zu sehen“, skizzierte Christiane Risse die Lernziele. Um in die entscheidende Frage am Ende des Workshops zu münden: „Was für Werte wollt ihr in eure Klassenregeln einbringen?“

Von null auf hundert

Die teuersten Versteigerungsobjekte der Auktion waren beispielsweise im Workshop in der Ausbildungsvorbereitung (AVV) „Wirtschaft und Verwaltung“ neben der Religionsfreiheit die Verantwortung, Gesundheit und Loyalität. Auch Respekt und Zusammenhalt standen hoch im Kurs. Bei wieder anderen Begriffen – wie der Menschenwürde – dauerte es eine Weile, bis die Schüler*innen einen persönlichen Bezug herstellen konnten. Von null auf hundert auf der Beliebtheitsskala ging schließlich die Mitbestimmung durch die Decke. War diese anfangs noch niemandem in der Klasse einen Dollar wert, landete die Mitbestimmung am Ende in dieser AVV-Gruppe im Kassenregelkatalog – wie darüber hinaus Meinungsfreiheit, Zusammenhalt und Toleranz.

Die Entscheidung verlief nicht ganz ohne Sand im Getriebe. Hitzige Diskussionen führten die Schüler*innen unter anderem bei der Frage: Sind wir in Deutschland sicher? Auch an anderer Stelle prallten persönliche Werte unterschiedlicher Schüler*innen aufeinander: Wenn die Persönlichkeitsentfaltung beispielsweise einen höheren Stellenwert hatte als vereinbarte Klassenregeln. „Ich danke euch für diese Konflikte“, sagte Christiane Risse, die die Auseinandersetzung gerne aufgriff. Ein guter Anlass, um die eigenen Werte kritisch zu reflektieren, zu einem tieferen Verständnis der jeweils anderen Sichtweise zu kommen und den demokratischen Umgang mit Meinungsverschiedenheiten zu trainieren.

Kleiner Konfliktbeschleuniger

Spannend war der Workshop in der AVV „Wirtschaft und Verwaltung“ auch für Klassenlehrerin Elisa Leyk, die die Stunde als stille Beobachterin verfolgt hatte. „Es wurden frühzeitig Konflikte zutage gefördert, die sonst erst im Laufe des Schuljahres aufgetaucht wären. Der Workshop war ein kleiner Beschleuniger. Jetzt wissen wir, woran wir arbeiten können“, freute sie sich über konstruktive Ansatzpunkte. Auch auf menschlicher Ebene boten die Gespräche, die die Schüler*innen teils mit viel Herzblut geführt hatten, wertvolle Einblicke. „Es war interessant zu erfahren, inwiefern sie einzelne Werte für sich als besonders wichtig empfunden haben.“

Auch Systemberaterin Christiane Risse ging mit einem positiven Eindruck aus der Klasse. Für sie lohnt sich ein Workshop immer dann, wenn sie Schüler*innen zum Nachdenken bewegen kann. „Wenn sie es schaffen, die Werte in Klassenregeln umzusetzen, ist das top“, sagt die Workshopleiterin, die auch die Schüler*innen in der Berufsfachschulklasse, in der AVV „Bau- und Holztechnik“ und in den Internationalen Förderklassen zur Auseinandersetzung mit demokratischen Werten anregte.