Tilman Bäcker sieht das Feststellungsverfahren als große Chance

Ein halbes Jahr mit Druck, Anspannung und zusätzlicher Arbeit – das Feststellungsverfahren mit Beruf und Privatleben zu vereinbaren, ist eine Herausforderung. Und dennoch sagt Tilman Bäcker: „Ich habe es auch als eine große Chance erlebt.“ Der 34-Jährige hat am 19. Oktober 2022 seine Prüfung für die unbefristete Lehrerlaubnis bestanden und hat für alle folgenden Kandidat*innen für das Feststellungsverfahren zwei Wünsche.

Tilman Bäcker empfiehlt, mehrere Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen im gleichen Zeitfenster für das Feststellungsverfahren anzumelden. Tilman Bäcker empfiehlt, mehrere Quereinsteiger*innen im gleichen Zeitfenster für das Feststellungsverfahren anzumelden. Gleich drei Gründe waren es, die für den Erzieher dafürsprachen, 2019 seine Initiativbewerbung ans Theresia Gerhardinger Berufskolleg – Warburg (TGB) zu schicken. Von seinem Wohnort Bad Arolsen ist die Schule gut zu erreichen. Die Qualität der Praxisbegleitung des TGB hatte sich zu ihm herumgesprochen. Und ihm imponierte die Schulkultur. „Am TGB werden der Werdegang und die persönliche Entwicklung berücksichtigt,“ lobt der Masterabsolvent der „Inklusiven Pädagogik“, der seinen Berufsabschluss Erzieher zuvor in einem Kombistudium mit dem Bachelor in „Kindheitspädagogik“ erworben hatte. Das Miteinander am Rimbecker Berufskolleg zeichne sich durch gegenseitige Unterstützung, Kooperation und flache Hierarchien aus. „Hier kann man als Lehrer auch Einfluss nehmen“, freut sich der 34-Jährige, der am TGB primär in der Erzieherausbildung eingesetzt ist. Die Schwerpunktthemen Inklusion, Diversität, Heterogenität begleiten seinen Berufsalltag, in dem er selbst die angehenden Erzieher*innen bei ihren Berufspraktika im Rahmen der praxisintegrierten Ausbildung begleitet und Klassenleitungen übernimmt. Aus der Arbeit in der Kita und der Jugendhilfe kommend ist es die „Funktion eines Multiplikators“, die Tilman Bäcker an das Lehrerpult gelockt hat. „Hier kann man an der Basis ansetzen und durch Ausbildung Einfluss nehmen auf die Fachkräfte von morgen.“ Und besonders der Anspruch, dass man im Unterricht konkret anhand von Handlungssituationen arbeitet, macht die Lehrertätigkeit für Tilman Bäcker reizvoll. Und weil er sich dies dauerhaft vorstellen konnte, entschied er sich für das Feststellungsverfahren.

„Versuch und Irrtum“

Das bedeutete für ihn die Chance, sich mit den Grundlagen des Unterrichtens auseinanderzusetzen. „Man probiert Dinge aus – frei nach der Devise Versuch und Irrtum“, beschreibt der Bad Arolsener die Unterrichtstätigkeit eines Quereinsteigers. „Aber wie man das methodisch-didaktisch gestaltet“, habe er durch die Kooperation mit dem Kollegium und der Schulleitung im Feststellungsverfahren gelernt. Dadurch gelange man auf eine andere Reflexionsebene und lerne beispielsweise, warum ein Konzept in der einen Klasse klappt und in einer anderen nicht. „Man bekommt einen anderen Zugang zur eigenen Herangehensweise. Es werden Impulse gesetzt, die einen prägen.“

Denkanstöße gab es auch in der Kick-off-Veranstaltung des Schulwerks zum Feststellungsverfahren. „Es wurde sehr transparent, was die Messlatte für uns ist“, lobt der TGB-Lehrer, der in diesem Rahmen auch alle wichtigen Ansprechpartner*innen aufgezeigt bekam. „Ein nachvollziehbares und erfolgreiches Verfahren“, sagt Tilman Bäcker, das er auch allen anderen Quereinsteiger:innen ans Herz legen kann, die sich mit der Schule und dem Träger identifizieren.

Dreierteam als Bereicherung

Er hofft indes, dass diese die gleichen guten Rahmenbedingungen haben mögen wie er. „An unserer Schule waren wir zu dritt. Das war sehr hilfreich, weil wir uns gut ergänzt und auf kollegialer Ebene ausgetauscht haben. Ich wünsche allen anderen, dass sie die Möglichkeit haben, im gleichen Zeitfenster das Verfahren zu durchlaufen – schulintern oder zumindest schulwerkintern.“ Und das Dreierteam hatte in seinen Augen noch einen weiteren zentralen Mehrwert. „Es war eine niedrige Schwelle, zusammen unsere prozess- und bedürfnisorientierten Gesprächswünsche bei der Schulleitung anzumelden“, berichtet der TGBler von der Möglichkeit gute Impulse zu holen. „Das wünsche ich auch allen Nachfolger*innen.“

 

Weitere Porträts aus der Serie:

Jacqueline Wolter 
Stephanie Schmiedel
Oksana Lang
Christiane Leck
Daria Wiese