Den Blick für Perspektiven schärfen

Take-off profitiert von facettenreichen Gutshofangeboten

Freude, Optimismus, gute Laune – das strahlt einem im neuen Multifunktionsraum auf dem Kolping Gutshof in Großeneder entgegen. Hier ist ein Ruhepol für die Kinder und Jugendlichen aus der Start-off- und Take-off-Maßnahme entstanden – mit einer gelb-orangen strahlenden Sonnenmalerei an der Wand als Eyecatcher. Mit seinen beiden Sofas und einem hängenden Yogatuch strahlt das ehemalige, frisch renovierte Büro Gemütlichkeit aus. Ob als Lernraum, Ort für Gesprächssettings, als Rückzugsmöglichkeit oder einfach zum Chillen – hier findet man für alles die nötige Ruhe. Eine Möglichkeit, sein handwerkliches Geschick auszuprobieren hat hier einer der Take-off-Teilnehmer gefunden. Eigenständig hat er sich um die Renovierung gekümmert: So bekamen die Wände ihren weißen Anstrich und die sonnige Wandmalerei. Für den Jugendlichen selbst ebenfalls ein Benefit.

Ein Zimmer zeigt ein lebhaftes Sonnenbild mit roten, orangefarbenen und gelben Strahlen an der Wand, davor stehen eine braune Couch und eine Couch mit floralem Muster. Im neuen Multifunktionsraum im Kolping Gutshof in Großenender geht die Sonne auf. Renoviert wurde das ehemalige Büro von einem der Take-off-Teilnehmer.

Eine Aufgabe mit Wert und mit einem sichtbaren Ergebnis – das stärkt die Take-off-Jugendlichen, die bereits Tendenzen zum Schulabsentismus und sozialpädagogische Problemstellungen im Schulalltag zeigen, in ihrer Selbstwirksamkeit. „Zudem eine gute Gelegenheit, sein handwerkliches Interesse auszuleben und dadurch vielleicht einer beruflichen Perspektive näher zu kommen“, beschreibt Sebastian Böhlen die pädagogischen Absichten. Der Erzieher betreut das Jugendhilfeangebot „Take-off“, das zum 1. Juli 2024 auf dem Gutshof gestartet ist. Im 1:1-Setting begleitet, betreut und unterstützt er in dieser Maßnahme die Teilnehmenden intensiv.

Konstanter und verlässlicher Ansprechpartner

Das A und O: den Jugendlichen als fester und zuverlässiger Ansprechpartner zur Seite zu stehen. Sei es bei der Aufarbeitung emotinaler Problemstellungen, in allen Lebensfragen, bei schulischen Aspekten, der beruflichen Orientierung und der Bearbeitung von individuellen Zielen. „Ich rede mit den Jugendlichen darüber, was sie im Alltag beschäftigt“, beschreibt Sebastian Böhlen. Das können Schulerlebnisse sein, praktische Fragen wie beispielsweise alles rund um den Führerscheinerwerb oder Nervosität vor einem Test oder Klassenarbeit. In den Familien fehlen diese Ressourcen oft. „Ich schärfe ihren Blick für Perspektiven“, sagt Sebastian Böhlen, der sich jedes Mal freut, wenn sich für die Jugendlichen ein Weg in die Zukunft entwickelt. „Es ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem meine Arbeit ein breites Spektrum abdeckt und je nach Person unterschiedlich ausgeprägt ist: situationsabhängig und abhängig von den unterschiedlichen Charakteren und individuellen Themen.“

Sebastian Böhlen kann dabei auf dem Gutshof auf den kollegialen Austausch und die vielfältige Expertise im Team zurückgreifen. In die Karten spielt ihm dabei auch der Masterstudiengang in der systemischen Beratung von Carolin Amthor-Bröker, Projektleiterin des Gutshofs, mit der Sebastian Böhlen eng zusammenarbeitet. „Die facettenreichen Angebote auf dem Gutshof machen unsere Stärke aus. Das ist ein großer Benefit für unsere Jugendlichen“, sagt Carolin Amthor-Bröker.

In den gemeinsamen Stunden kann Sebastian Böhlen mit dem*der Jugendlichen in der Werkstatt oder mit den Tieren arbeiten, landwirtschaftliche oder sozialpädagogische Lernangebote nutzen. Zudem können die Jugendlichen situativ auch von Angeboten der anderen Gutshof-Mitarbeitenden profitieren. Bei passenden Schnittmengen sitzen die Take-off-Teilnehmenden auch mal zu zweit oder in Kleingruppen für Aktionen zusammen.

„Das ist für jede*n etwas dabei“

„Mit welchem Interesse und welchen Kompetenzen kann ich welche Baustelle bearbeiten?“ ist eine der Kernfragen für Sebastian Böhlen. Er lotet für jede*n Einzelne*n aus, welche kreativen oder werkpädagogischen Angebote die passenden sind. „Ich gebe Angebote rein, die können angenommen oder abgelehnt werden.“ Aktuell stehen viele Optimierungen und Verbesserungen an. Gearbeitet wird an den Gehegen der Tiere, die Hühner haben einen selbstgebauten Futterautomaten bekommen, die Werkstatt muss aufgeräumt, junge Bäume gegossen und die Zäune freigeschnitten werden. „Das ist für jede*n etwas dabei.“

So wie für den jungen Renovierer im Multifunktionsraum. Dieser wurde bereits von den „Realschüler*innen“ aus der Start-off-Maßnahme in Beschlag genommen. Sie ziehen sich hierhin zurück, um in Ruhe ihr Unterrichtsmaterial zu bearbeiten. In dem Raum kann zudem gebastelt und gemalt werden: Passendes Material und Vorlagen werden hinterlegt. Einfach mal beim Mandala ausmalen entspannen oder sich mit einem Buch in das Aerial-Yogatuch fläzen. Auch um intensive Themen in der Einzelfallhilfe zu besprechen, bietet sich der Raum an. „Und er kann je nach Bedürfnissen jederzeit umgestaltet werden“, betont Sebastian Böhlen. Neue Aufgaben für neue Take-off-Teilnehmende….

Wer kommt in die Maßnahme?

Sechs Jugendliche mit Schulschwierigkeiten betreut Sebastian Böhlen aktuell. Darunter auch Start-off-Teilnehmende, die zusätzlich eine intensivere Begleitung benötigen. Auch die Jugendlichen, die nach Abschluss der Start-off-Maßnahme die Anforderungen im Übergang von der Schule in den Beruf nicht ohne besondere Hilfestellung bewältigen können, gehören zur Zielgruppe. In Anspruch nehmen können dieses Jugendhilfeangebot (§30 + §41) Jugendliche bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres. Die Entscheidung liegt in den Händen des Jugendamtes. Dort muss ein Antrag eingereicht werden.

Wer Fragen zu „Take-off“ hat, kann sich gerne bei Carolin Amthor-Bröker (0151/42436985, ) oder Sebastian Böhlen (0151/56961885, ) melden.