„Ich kann jetzt mit meiner Arbeit mehr erreichen“

Evelyn Eickmeyer gestaltet als Lehrkraft die Ausbildung mit

Menschen unterstützen und begleiten – mit dieser Triebkraft entschied sich Evelyn Eickmeyer damals für einen sozialen Beruf. Seitdem hat die 54-jährige Detmolderin in vielen Funktionen und Arbeitsfeldern der „Sozialen Arbeit“ Erfahrungen gesammelt. Als sie vor zwei Jahren als Quereinsteigerin ans Kolping Sozialseminar Detmold kam, kam eine weitere reizvolle Komponente hinzu: Als Lehrkraft kann sie mitgestalten, wie Erzieher*innen auf den Beruf vorbereitet werden und sie als Multiplikator*innen ins Berufsleben schicken. „Sie gehen mit dem Wissen, den Handlungsoptionen, der Haltung und allem, was wir ihnen beibringen, in die Fläche. Das ist eine schöne Vorstellung“, sagt Evelyn Eickmeyer. „Ich kann jetzt mit meiner Arbeit mehr erreichen.“

Lehrkraft Evelyn Eickmeyer vom Kolping Sozialseminar Detmold Evelyn Eickmeyer möchte Menschen begleiten, unterstützen, formen und auf ihren Berufsalltag vorbereiten. Foto: Elena Merkel

Das Zünglein an der Waage, ihre berufliche Zukunft im Lehramt zu sehen, war ihr Arbeitsplatz. „Das Kolping Sozialseminar hat einen hohen Wert für mich.“ Die kleinen Klassen, der kollegiale Umgang miteinander und das Schulklima machten ihr den Lehrerberuf entgegen früherer Zweifel schmackhaft. Begonnen hatte sie mit einer halben Stelle. „Das war eine gute Chance zu testen, ob der Beruf passt, den ich in der Zeit relativ zwanglos kennenlernen konnte.“ Er passte und mit ihrer bestandenen Feststellungsprüfung vom 8. Mai 2025 hat sie ihre unbefristete Lehrerlaubnis innerhalb des Kolping Schulwerks in der Tasche. Mit einer vollen Stelle und dem Antrieb, ihre Erfahrungen aus ihrem früheren Berufsleben konstruktiv weiterzugeben, geht sie ins nächste Schuljahr.

Facettenreiche Aufgaben im „ersten Leben“

Seit ihrem Diplom in „Sozialer Arbeit“ hat Evelyn Eickmeyer mit Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und Heilerziehungspfleger*innen zusammengearbeitet. Im Laufe der Jahre war sie in verschiedenen Wohngruppen, in der Aufsuchenden Sozialarbeit sowie am Felix Fechenbach Berufskolleg tätig, wo sie als Sozialarbeiterin Förderschüler*innen betreute. Sie bekleidete eine Fachstelle im Jugendamt Kreis Lippe, wo sie im stetigen Kontakt zu stationären Einrichtungen (Jugendbetreuung) stand, auch in der Erziehungsleitung in der Fürstin Pauline Stiftung hat Evelyn Eickmeyer mit Erzieher*innen im stationären Kontext gearbeitet und sie angeleitet. Als Abteilungsleitung bei der Stiftung Eben-Ezer in Lemgo war sie für fünf Wohngruppen im Rahmen der Jugend- und Eingliederungshilfe zuständig. Obendrauf gesattelt hat die Detmolderin mit einer familientherapeutische Zusatzausbildung und einem Master für „Organisationsentwicklung, Supervision und Coaching“.

Als sich die Rahmenbedingungen im sozialen Bereich im Zuge des Personal- und Kostendrucks änderten, entstand der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung. Evelyn Eickmeyer bewarb sich bei Kolping und landete am Sozialseminar in Detmold. Überwiegend unterrichtet sie im Lernfeld 1 und entwickelt mit den Auszubildenden professionelle Perspektiven und leitet sie bei ihrer beruflichen Identitätsfindung an. Nach den Sommerferien wartet eine neue Herausforderung: Sie übernimmt die Klassenleitung im neuen Ausbildungsgang „Sozialassistenz“.

Der Reiz des Quereinstiegs

Ihr Anspruch ist es, mit großem Praxisbezug zu unterrichten und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu gestalten, in der junge Menschen bestmöglich lernen können, um ihnen gute Handlungsoptionen und eine gute Haltung mit auf den Weg zu geben. Menschen nicht nur zu begleiten und zu unterstützen, sondern sie auch zu formen – das macht den Reiz der Lehrtätigkeit für Evelyn Eickmeyer aus. „Der Quereinstieg ist so reizvoll, weil man sein Wissen, seine Abschlüsse und berufliche Erfahrung einbringen kann. Man lernt, wie man Wissen gut und richtig weitergibt.“

Die Schulleitung und die Kolleg*innen haben die Quereinsteigerin dabei gut unterstützt. Künftigen Feststellungskandidat*innen wünscht sie zusätzlich einen externen Austausch: entweder mit anderen Prüflingen aus gesamten Schulwerk oder mit „frischen“ Absolvent*innen, deren Prüfung noch nicht lange zurückliegt. Das würde auch den Rollenkonflikt im Lehrerzimmer abmildern. „Auf der einen Seite bin ich eine Kollegin, die bereits eine Meinung hat, auf der anderen Seite bin ich die Lernende, die auf die Kolleg*innen angewiesen ist.“

Jetzt, nach der Prüfung, freut sich Evelyn Eickmeyer, zusammen mit den anderen Lehrkräften das Schulleben weiterzuentwickeln, beispielsweise in puncto Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit. „Das Schöne an unserer Schule ist, dass man mitgestalten kann.“

 

Weitere Porträts aus der Serie:

Jacqueline Wolter 
Stephanie Schmiedel
Tilman Bäcker
Oksana Lang
Christiane Leck
Daria Wiese
Marina Bidlingmeier
Raphaela Beineke
Heike Wengenmaier